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21.08.23 –
Heute hat die Kreistagsfraktion Warendorf folgenden Antrag gestellt:
Die Verwaltung wird ersucht,
1. gemeinsam unter der Federführung der Handwerkskammer zu prüfen, ob und welche Angebote erstellt werden können, um den Frauenanteil in allen Handwerksberufen, insbesondere in gewerblich-technischen Berufen, die zur Umsetzung der Energiewende notwendig sind, weiterhin gezielt zu erhöhen;
2. gemeinsam mit den maßgeblichen AkteurInnen in diesem Handlungsfeld unter der Federführung der Handwerkskammer zu prüfen, inwiefern die bestehenden Maßnahmen und Angebote zur Förderung von Frauen im Handwerk in den Bereichen Berufsorientierung, Aus- und Weiterbildung, Aufstiegsförderung sowie Gründung und Betriebsübernahme inhaltlich erweitert und gegebenenfalls ergänzt werden können;
3. gemeinsam mit den maßgeblichen AkteurInnen in diesem Handlungsfeld unter der Federführung der Handwerkskammer zu prüfen, ob und wie eine breit gefächerte Öffentlichkeitsarbeit an Schulen sowie Social Media eingesetzt und Plattformen angeboten werden können, bei denen Frauen, die bereits im Handwerk tätig sind, als Rollenvorbilder wirken können;
4. die Rahmenbedingungen für weibliche Auszubildende zu verbessern und die Attraktivität einer Ausbildung für Frauen im Handwerk weiterhin zu verstärken, insbesondere auch durch Mobilisierung für Handwerksberufe in Schulen, indem allen Schülerinnen an allen Schulformen frühzeitig Informationen über Berufsmöglichkeiten im Handwerk angeboten werden;
5. gemeinsam mit der Handwerkskammer, der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und der Agentur für Arbeit nach Möglichkeiten zu suchen, Studienaussteigerinnen und geflüchteten Frauen schnellstmöglich Ausbildungsangebote im Handwerk anzubieten sowie Ausbildungsabbrecherinnen über alternative Berufsfelder zu informieren;
6. bei der Fortschreibung des Gleichstellungsplans Sorge dafür zu tragen, dass auch dort die Förderung von Frauen in handwerklichen Berufen verankert und mit Maßnahmen hinterlegt wird;
7. dem Kreistag bis 20.10.2023 zu berichten.
Begründung:
Das Handwerk ist in unserem Alltag überall präsent und unverzichtbar sowie einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren im Kreis Warendorf. Das Handwerk im Kreis Warendorf steht für einen prosperierenden Wirtschaftsstandort und anspruchsvolle Jobperspektiven mit guten Beschäftigungs- und Aufstiegschancen und ist auch einer der größten Arbeitgeber im Kreis. Das Handwerk bietet viele innovative und abwechslungsreiche Ausbildungs-, Karriere- sowie gesicherte Jobmöglichkeiten vor allem für junge Menschen.
Rund 40 Prozent der über 325 anerkannten Ausbildungsberufe in Deutschland sind handwerkliche Berufe. Doch als ein großer Wirtschaftsfaktor wird Handwerk oft mit männerdominierten Berufen assoziiert – wer an Handwerk denkt, denkt an Elektroniker, Tischler oder Kraftfahrzeugmechatroniker und seltener an Elektronikerin, Tischlerin oder Kraftfahrzeugmechatronikerin.
Deutschlandweit liegt die Beschäftigungssituation von Frauen im Handwerk laut Statistiken des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) bei 36 Prozent, während der Frauenanteil bei Auszubildenden mit 18,3 Prozent deutlich geringer ist.
Während im Lebensmittelhandwerk (zum Beispiel BäckerIn, KonditorIn), im Gesundheitshandwerk (zum Beispiel HörgeräteakustikerIn, AugenoptikerIn, ZahntechnikerIn) oder bei personenbezogenen Dienstleistungen, (zum Beispiel FriseurIn) überwiegend Frauen beschäftigt sind, ist die Beschäftigungssituation von Frauen in Berufen, welche von der Mehrheit aufgrund verfälschter Realität als typische Männerberufe angesehen werden, noch sehr gering. Laut der Definition des Bundesinstituts für Berufsbildung ist von „Männerberufen“ dann die Rede, wenn der Anteil von Männern in einem Beruf bei über 80 Prozent liegt. Demzufolge gelten insbesondere gewerblich-technische Handwerksberufe als sogenannte Männerberufe, da der Frauenanteil in diesen Branchen sehr niedrig ist. Diese Tatsache hat wiederum negative Folgen für Frauen, die sich in diesen Berufen befinden. Denn erst wenn ein Drittel der eigenen Peergroup dabei ist, ändern sich die Kultur und das Miteinander in einer Branche.
Fachkräftegewinnung für das Handwerk:
Gerade in technischen Handwerksberufen sind Frauen immer noch unterrepräsentiert. Die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen ist elementar, auchum den steigenden Fachkräftebedarf zu decken. Trotz vieler Bemühungen seitens der Schulen, Kammer und Innungen nimmt die Intensität des sich verschärfenden Fachkräfteengpasses jedoch zu, vor allem in den handwerklichen Berufen.
Der Erfolg bei der Bekämpfung der Klimakrise und ihrer Folgen ist essenziell abhängig vom Gelingen einer Energiewende. Deshalb braucht es insbesondere hier dringend einen Aufwuchs an Fachkräften, auch durch Frauen. Der Fokus muss sich auf das gesamtgesellschaftliche und wirtschaftliche Ziel richten, auch zukünftig attraktive Ausbildungsberufe im Handwerk anzubieten. Außerdem ziehen immer mehr junge Menschen ein Hochschulstudium einer dualen Ausbildung vor. Dies erschwert vielen HandwerkerInnen, qualifizierten Nachwuchs sowie NachfolgerInnen für den eigenen Betrieb zu finden. Dies kann aber gerade für Frauen zu einer großen Chance werden.
Frauen sollten sich in Berufen entfalten, die ihren Interessen und Fähigkeiten entsprechen und nicht aufgrund einer falsch verstandenen „Geschlechterrolle“ ihre Karriere gestalten. Es muss ein Umdenken seitens der Öffentlichkeit erreicht werden. Frauen in jedem Handwerksberuf müssen als Normalität angesehen werden.
Um dies zu ermöglichen, sollten unter anderem weibliche Vorbilder sowie Frauen-Netzwerke weiterhin gefördert werden, die andere Frauen auch ermutigen, zu gründen oder einen Betrieb zu übernehmen. Darüber hinaus sollte auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf besser ermöglicht werden.
Um die Fachkräfteengpässe und Nachfolgeprobleme weiter zu verringern und die Zukunftsfähigkeit des Handwerks im Kreis Warendorf nachhaltig zu sichern, soll die Politik in Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer und den Handwerksbetrieben einerseits das Handwerk insbesondere für weibliche Auszubildende und StudienabbrecherInnen attraktiver machen und andererseits sollen Betriebe bestärkt werden, junge Frauen in klassischen Männerberufen auszubilden, fördern und zu beschäftigen.
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