Grüne besuchen Atommüll-Zwischenlager in Ahaus

28.05.24 –

Mit dem ungelösten Problem mit dem strahlenden Erbe der Atomkraft beschäftigen sich die Grünen aus dem Kreisverband Warendorf. Nachdem vergangene Woche bei der Kreismitgliederversammlung ein Antrag für den Verbleib des Atommülls in Jülich zur Landesdelegiertenversammlung im Juni auf den Weg gebracht wurde, besuchten vergangene Woche Hedwig Tarner, grüne Landtagsabgeordnete aus Warendorf, und Katja Behrendt als Sprecherin im Kreisverband das Zwischenlager in Ahaus. Gemeinsam mit Norika Creuzmann, anti-atompolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, und weiteren Grünen aus dem Münsterland informierten sie sich über die Aufbewahrung radioaktiver Abfälle und sprachen sich gegen weitere Atommülltransporte aus. Experten der Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) informierten zudem über mögliche Einlagerungen von Brennelementen aus Jülich.

BGZ-Sprecher Dr. David Knollmann führte die Besuchergruppe durch das Zwischenlager. In Ahaus habe man positive Erfahrungen aus mehr als drei Jahrzehnten störungsfreiem Betrieb gesammelt. Die Betriebsgenehmigung im Zwischenlager ende im Jahr 2036. Vergangenen Mittwoch kündigte die Gesellschaft an, dass radioaktiver Atommüll auch über diese Zeit hinaus dort gelagert werden soll. Eine verlängerte Zwischenlagerung sei notwendig, da frühestens in den 2040er-Jahren mit der Benennung eines Endlagerstandorts für hochradioaktive Abfälle zu rechnen ist. Die BGZ betreibt 17 Zwischenlager in Deutschland, 13 davon mit hochradioaktivem Atommüll. Laut Bundeshaushaltsplan 2024 sind Mittel in Höhe von 430 Millionen Euro für die Zwischenlagerung eingestellt. „Nach ein paar Jahrzehnten der Atomstrom-Nutzung werden in den nächsten Jahrzehnten Milliarden Euro für die Zwischenlagerung des Mülls gezahlt. Und ein Ende ist nicht in Sicht“, betonte Tarner.

v.l.n.r.: Norika Creuzmann, Hedwig Tarner, Alexandra Schoo, Katja Behrendt

Thema des Besuchs war auch die mögliche Aufbewahrung von Brennelementen aus dem AVR-Versuchsreaktor Jülich. Seit 1992 lagert dort Atommüll in 152 Castoren auf dem Gelände des Forschungszentrums. Zurzeit wird parallel geprüft, ob die Castoren aus Jülich über die Straße nach Ahaus gebracht werden oder ein neues Zwischenlager in Jülich gebaut wird. Norika Creuzmann erklärte: „Deutschland hat im vergangenen Jahr die letzten Atommeiler abgeschaltet. Das war eine gute Entscheidung. Als Hinterlassenschaft bleibt der Müll. Weil die Suche nach einem Endlager für hochradioaktive Abfälle länger dauert als ursprünglich geplant, kommt der Zwischenlagerung eine besondere Bedeutung zu. Als Grüne Landtagsfraktion setzten wir uns weiter für bestmögliche Sicherheitsstandards sowie die Reduzierung von Atommülltransporten ein – das gilt auch für die möglichen Transporte der Brennelemente aus Jülich nach Ahaus.“

Verantwortlich für den Atommüll in Jülich ist die Jülicher Entsorgungsgesellschaft für Nuklearanlagen mbH (JEN). Nach Einschätzungen des für die JEN zuständigen Bundesministerien – des Forschungs- und des Finanzministeriums – sei der Atomtransport als schnellere und voraussichtlich preiswertere Variante dem Zwischenlager-Neubau vorzuziehen. Die Grünen im Kreisverband Warendorf lehnen die Transporte als mit unnötigen Risiken behaftet ab. „Bundesweit setzt der Bund auf eine dezentrale Zwischenlagerung nahe des ursprünglichen Einsatzortes. Wir halten es für einen Fehler, 152 tonnenschwere Fässer mit radioaktivem Müll einzeln mit riesigem logistischem Aufwand über mehrere Jahre hinweg mit Schwerlastern quer durch NRW zu kutschieren. Wie wir im Zwischenlager Ahaus gesehen haben, ist der zurzeit sicherste Umgang mit Atommüll der, ihn zwischen dicken Wänden und unter möglichst hohen Sicherheitsstandards aufzubewahren“, so Behrendt. Der geplante Transport nach Ahaus sollte nicht weiter vorangetrieben und das bestehende Zwischenlager in Jülich erweitert werden. „Die bessere Option ist ein Verbleib des radioaktiven Mülls in Jülich bis zur Entscheidung über die endgültige Einlagerung in einem bundesweiten Endlager,“ sagte Tarner. Diese Variante wird auch von der Landesregierung aus CDU und Grünen in ihrem Koalitionsvertrag bevorzugt.

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